Entwarnung: Gasversorgung in Deutschland wieder sicherer
Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine löste der ehemalige Wirtschaftsminister Habeck die Alarmstufe des Notfallplans Gas aus. Grund war der Einbruch russischer Gaslieferungen, der hierzulande zu einer drastischen Verknappung des für Industrie und Haushalte wichtigen Rohstoffs gesorgt hatte. Wie die amtierende Wirtschaftsministerin Reiche nun erklärte, habe sich die Versorgungslage deutlich verbessert. Es gäbe keinen Grund mehr für die Alarmstufe und die „Frühwarnstufe“ sei ausreichend.
Rückstufung: Frühwarnstufe im Notfallplan Gas aktiviert
Mit dem Aufheben der „Alarmstufe“ und dem Aktivieren der „Frühwarnstufe“ sei die Gaskrise in Deutschland überwunden. Das kündigte die amtierende Wirtschaftsministerin Katherina Reiche am 01. Juli 2025 in einer Erklärung an: „Heute können wir feststellen: Die Voraussetzungen für die Alarmstufe liegen nicht mehr vor. Das ist eine gute Nachricht. Es ist gelungen, die durch den russischen Angriffskrieg verursachte Energiekrise zu überwinden: mit neuen Lieferwegen durch LNG-Infrastruktur; wir haben unsere Gasversorgung diversifiziert; die Gaspreise haben sich stabilisiert und die Gasspeicher tragen zur Sicherheit bei. Wir werden weiter alles dafür tun, damit die Gasversorgung sicher bleibt.", so Reiche in einer offiziellen Pressemitteilung.
Frühwarnstufe setzt auf intensives Gasmarkt-Monitoring
Die nun aktivierte „Frühwarnstufe“ schränkt die Befugnisse der Regierung ein und setzt auf ein intensives Monitoring des Gasmarktes. Dieses soll helfen, künftige Engpässe rechtzeitig zu erkennen und mit geeigneten Mitteln abwenden zu können. Wichtig ist das, da sich geopolitische Einflüsse auf den heimischen Gasmarkt nicht vollständig ausschließen lassen. Zu nennen sind dabei vor allem die Auseinandersetzungen in der Ukraine sowie im Nahen Osten, die erneut für eine Verknappung am Rohstoffmarkt sorgen könnten.
Hintergrund: Der Notfallplan Gas sieht insgesamt drei Eskalationsstufen vor. Die niedrigste ist die jetzt aktive „Frühwarnstufe“. Sie wird bei konkreten Hinweisen auf eine Verschlechterung der Lage aktiviert und sorgt für ein intensives Monitoring durch ein Krisenteam aus Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE), Bundesnetzagentur (BNetzA) und Fernleitungsnetzbetreibern. Liegt eine erhebliche Störung der Gasversorgung vor, aktiviert die Regierung die „Alarmstufe“. Diese führt zu einer engmaschigeren Überwachung und dem Aufruf, Gas einzusparen. Regulatorische Maßnahmen gibt es jedoch noch nicht. Diese folgen in der dritten Eskalationsstufe, der „Notfallstufe“. Bei dieser herrscht bereits eine massive Unterversorgung und die Bundesnetzagentur verteilt Lieferungen bedarfsgerecht. Auf diese Weise sollen Einschnitte in lebenswichtigen Bereichen verhindert werden.
Sichere Gaslieferanten und ausgebaute LNG-Infrastruktur
Die Verbesserung der Lage am Gasmarkt lässt sich auf den Auf-/Ausbau der LNG-Infrastruktur und die Diversifizierung der Gaslieferanten zurückführen. Während bereits neue schwimmende LNG-Terminals Flüssiggas über den Seeweg empfangen, kommt der Löwenanteil unseres Gases heute aus Norwegen (45 Prozent). Zu den wichtigsten Lieferländern gehören außerdem die Niederlande (25 Prozent) und Belgien (18 Prozent). Die Speicherstände seien dadurch solide und die Preise hätten sich nach Aussage der Wirtschaftsministerin stabilisiert.
Kritik: Geringe Speicherstände und hohe Gaspreise
Vor allem die letzten beiden Punkte sehen Verbände und Experten kritisch. Zwar seien die Gasspeicher insgesamt zu über 50 Prozent gefüllt. Der wichtigste Speicher Rehden, der etwa ein Fünftel der deutschen Gasvorräte aufnimmt, hat aktuell aber nur einen Füllstand von rund 2 Prozent (Stichtag 3. Juli 2025). Im Vorjahr war er bereits im März zu über 12 Prozent gefüllt. Wirtschaftsministerin Reiche sieht darin jedoch keinen Grund zur Sorge. Zum einen, weil andere Speicher den Bedarf ausgleichen würden. Zum anderen aber auch, weil der Markt sich hier selbst regulieren soll. Ein Blick auf die aktuellen Gaspreise zeigt zudem, dass sich diese zwar stabilisiert haben. Das dafür aber auf einem sehr hohen Niveau. Verbraucher aus Industrie und Haushalten sind dadurch nach wie vor stark belastet. Ein Faktor, der bei der Entwarnung außen vor bleibt.
Nur steigende Unabhängigkeit bringt nachhaltig Sicherheit
Neben verschiedenen regulatorischen Möglichkeiten gilt die Energiewende als nachhaltigste Lösung, Gaswarnlagen in Zukunft zu vermeiden. Denn durch einen höheren Anteil regenerativer Energien sinkt die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und Ländern, die diese exportieren. Das schafft eine sichere Energieversorgung und sorgt zudem für stabile und bezahlbare Energiepreise. Möchten Sie sich selbst vor zukünftigen Gasmangellagen schützen, können Sie Ihre Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzen und/oder Solaranlagen im eigenen Haus nachrüsten.