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Nachtspeicherheizung: Sinnvoll mit Nachtstrom heizen

  • von Philipp Hermann
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Die Nachtspeicherheizung ist eine elektrische Speicherheizung, die vor allem Anfang der 50er Jahre intensiv gefördert wurde. Sie war eine vergleichsweise kostengünstige Lösung für die Ausstattung der Nachkriegshäuser und versprach zunächst viele Vorteile: Eine emissionsfreie, vor allem rauchfreie Wärmeerzeugung. Doch lohnt sich auch heute noch ein Nachtspeicherofen? Wir erklären kurz die Funktion und zeigen Vor- und Nachteile auf.

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Ursprung des Nachtspeicherofens

Die Idee der Nachtspeicherheizung war es, den überwiegend ungenutzten Nachtstrom träger Kraftwerke zur Wärmeerzeugung zu verwenden. Denn so ließ sich der Nutzen alter Kraftwerke erheblich steigern. Stromerzeuger, vor allem wenn sie mit Dampf arbeiten, können nämlich nicht abgeschaltet werden. Bei fallendem Strombedarf produzieren Öl- und Kohlekraftwerke deshalb nachts konstruktionsbedingt Überkapazitäten. Dieser ungenutzte Strom sollte mit den Nachtspeicheröfen für die ganztägige Erwärmung der Wohnungen eingesetzt werden. Dies hat bis in die 1980er Jahre hinein gut funktioniert, zumal die Geräte teilweise staatlich gefördert wurden. Danach änderte sich die Situation für die Nachtspeicherheizungen. Grund war dafür unter anderem die zunehmende Liberalisierung des Strommarktes und die Weiterentwicklung der Technik. 

© Jürgen Fälchle / Fotolia

Funktionsweise einer Nachtspeicherheizung

Die Nachtspeicherheizung (auch Nachtspeicherofen genannt) ist ein Heizgerät, das mit elektrischem Strom betrieben wird. Dieser wird in der Nacht aufgenommen und direkt in thermische Energie umgewandelt. Anschließend speichern Nachtspeicheröfen die Wärme, bis sie diese am folgenden Tag an die Räume abgeben.

Heizelemente geben Wärme nicht direkt an die Umgebungsluft ab

Im Gegensatz zu einem Heizstrahler liegen die Heizwendeln (Heizelemente) nicht offen, sondern sind tief im Innern des Geräts verbaut. Sie geben ihre Wärme nicht direkt an die Umgebungsluft ab, sondern heizen in der Regel ein Paket Schamottesteine auf. Dieses nimmt die Wärmeenergie nur langsam auf, gibt sie aber auch ebenso langsam wieder ab. Heizwendel und Schamottesteine sind fest in einem Schutzgehäuse verbaut. Über die Außenhaut und einen Ventilator wird die Wärme dann bei Bedarf an die Aufstellräume abgegeben. Der Wärmetransport erfolgt dabei in Form von Konvektion (über die zirkulierende Luft) und die Wärmestrahlung. In modernen Dünnschicht-Nachtspeicher kommen anstelle von Schamottsteinen auch dünne Heizmatten aus Naturstein zum Einsatz. Ihre Speicherwirkung ist zwar nicht so groß wie bei der Schamotte, die dazu gehörige Heizung ist dafür umso dekorativer.

Dabei lassen sich je nach Wärmeabgabe folgende Arten der Nachtspeicherheizung unterscheiden:

  • statisch: Die Abgabe erfolgt über Strahlung.
  • dynamisch: Die Wärmeabgabe erfolgt ausschließlich über Ventilatoren. 
  • statisch und dynamisch: Die Wärme wird abgestrahlt und bei Bedarf zusätzlich über Ventilatoren verwirbelt und an die Umgebung abgegeben. Diese Form kommt am häufigsten vor in den Haushalten.
  • Konvektion: Von unten wird kalte Raumluft in den Heizkörper geleitet, über Lamellen geführt und nach oben wird die erwärmte Luft abgegeben.

Die ideale Platzierung eines Nachtspeichers ist unter dem Fenster

Nachtspeicheröfen werden in der Regel fest an die Wand montiert und mit dem Stromnetz verdatet. Die ideale Platzierung ist unter dem Fenster, damit sie, ähnlich wie die normalen Heizkörper, kalte Zugluft direkt ausgleichen können. Ein Gebläse in der Heizung kann den warmen Luftstrom ein wenig regeln. Doch dies funktioniert meist nur bedingt gut. 

Vorteile einer Nachtspeicherheizung

Der Nachtspeicherofen ist als elektrische Heizung besonders einfach in der Montage. Sie benötigt: 

  • keinen zentralen Heizkessel
  • kein aufwendiges Rohrleitungssystem
  • keine Pumpe, die das Trägermedium im Haus verteilt. 

Ein Nachtspeicher ist aber kein einfacher Heizstrahler, welcher einfach an die nächste Steckdose angeschlossen wird. Die Heizungen haben eine hohe Stromaufnahme, weswegen sie grundsätzlich von einem ausgebildeten Elektriker installiert werden müssen.

Weitere Vorteile zusammengefasst 

  • Eine Nachtspeicherheizung ist aufgrund ihrer geringen Komplexität relativ ausfallsicher und wartungsfrei. 
  • Sie kann nicht einfrieren oder durch einen Defekt am Brenner ausfallen. Das macht sie vor allem dort gut geeignet, wo eine schnelle Hilfe durch einen Kundendienst schwer zu erreichen ist. 
  • Der Nachtspeicherofen ist auch heute noch wesentlich sicherer als andere Heizsysteme. Dies gilt nicht nur für Holz- und Kohleöfen, Ölöfen oder einen offenen Kamin. Auch im Vergleich zum Heizstrahler sind die Nachtspeicherheizungen wesentlich sicherer. 
  • Da heute aber vorwiegend Zentralheizungen verwendet werden, die warmes Wasser als Trägermedium verwenden, wirkt das Argument der Sicherheit heute nicht mehr so stark, wie es zur Anfangszeit dieser Technologie der Fall war.
  • Der Nachtspeicher ist sehr kompakt und braucht wenig Platz. Darüber hinaus ist kein Schornstein und kein Lager für Brennstoff nötig.
  • Schließlich ist die Elektroheizung günstig in der Anschaffung. Ein betriebsbereites Gerät ist bereits für 500 bis 1.000 Euro zu haben. Für die Nutzung des Nachtstroms ist entweder ein Zweitarifzähler oder ein zusätzlicher Stromzähler notwendig.  
© Jürgen Fälchle / Fotolia

Nachteile der Nachtspeicherheizung

In Summe hat die Nachtspeicherheizungen mehr Vorteile als Nachteile. Jedoch wiegen die Nachteile erheblich schwerer:

  • Der größte Nachteil der Nachtspeicherheizungen sind die Betriebskosten. Es ist gleichgültig, mit welcher Elektroheizung ein Haus beheizt wird, in Summe zahlt man etwa 20 (Heizstrom) bis 30 (Haushaltsstrom) Cent pro Kilowattstunde. Dies kann bei einem durchschnittlich gedämmten Haus von 100 qm über 3.000 Euro Heizkosten im Jahr bedeuten (Wer noch einen alten Tarif hat, bei dem können die Kosten niedriger ausfallen). Der Kostenvorteil der Anschaffung gegenüber der Zentralheizung geht bei diesen Summen in wenigen Jahren verloren.
  • Der Hauptgrund für ihre Entwicklung ist mittlerweile kaum noch vorhanden. Die Stromanbieter haben fast keine getrennten Tag- und Nachtstromtarife mehr im Programm. Das macht den Betrieb der unkomfortablen Nachtspeicherheizungen besonders unwirtschaftlich. Die Geräte sind zudem nur schwer zu regeln. Wie das dennoch optimal funktioniert, erklärt der Beitrag zur Bedienung einer Nachtspeicherheizung.

Brandgefahr besteht nach wie vor

Nachtspeicheröfen werden sehr heiß. Das müssen sie werden, um das träge Speichermedium so weit aufzuheizen, damit es eine ausreichend lange Zeit Wärme abgibt. Die hohen erzeugten Temperaturen machen die Geräte aber recht gefährlich. Man sollte grundsätzlich nichts auf diesen Heizgeräten ablegen, sonst besteht eine erhöhte Brandgefahr.

Verschlechterung der Luftqualität

Die Heizwärme wird als warme Luft mittels eines Gebläses im Raum verteilt. Leider pustet dieses Gebläse auch den ganzen eingerieselten Staub in der Wohnung umher. Das macht vor allem Asthmatikern und Allergikern zu schaffen. Nachtspeicherheizungen erzeugen zudem eine sehr trockene Wärme. Das heißt für Besitzer von Nachtspeicheröfen: Sie müssen vor allem im Winter für eine gute Luftbefeuchtung sorgen. 

Asbestgefahr bei älteren Modellen

Vor allem ältere Nachtspeicheröfen haben noch an einer ganz anderen Stelle eine erhebliche Gefahr: Um die hohen erzeugten Temperaturen so gut wie möglich abzuschirmen, wurden lange Zeit große Mengen an Asbest im Innern der Geräte eingesetzt. Ihre guten Eigenschaften stellen gleichzeitig eine große Gefahr für Menschen dar. Denn freigesetzte Fasern können beim Einatmen in die Lunge gelangen und lassen sich kaum noch ausscheiden. Die Folgen können Lungenkrebs und Asbestose sein. 

Die krebserregende Wirkung von Asbest war lange Zeit bekannt. Viele Hersteller von Nachtspeicheröfen hatten bereits in den 70er Jahren darauf reagiert und die Verwendung von Asbest eingestellt. Das endgültige Herstellungs- und Verwendungsverbot durch die Bundesregierung kam jedoch erst 1993. Wie viel asbestbelastete Nachtspeicheröfen momentan im Umlauf sind, lässt sich nur schwer ermitteln. Denn nicht jedes Gerät ist per se mit diesen gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet. Dieser krebserregende Stoff ist heute verboten. Die hohen Kosten der Nachtspeicheröfen, aber vor allem der enorme Asbestanteil war Grund für das vorübergehende Verbot dieser Heizsysteme. 

Ausführliche Informationen hier zu diesem Thema lesen Sie im Beitrag "Nachtspeicherheizung Verbot". 

Typenschild beachten und Entsorgung optimal vorbereiten

Wenn Sie nicht genau wissen sollten, ob sich Asbest in Ihrem Nachtspeicherofen befindet, lässt sich schnell anhand des Typenschildes beurteilen. Dieses befindet sich meist an der Unterkante oder den Seiten des Geräts. Anhand dessen können Sie beim Hersteller in Erfahrung bringen, ob das Modell mit Asbest belastet ist oder nicht. Eine gesundheitliche Gefährdung besteht jedoch vor allem dann, wenn der Nachtspeicherofen defekt ist oder unsachgemäß verbaut wurde. Umso wichtiger ist es, im Zweifelsfall, die Nachtspeicheröfen richtig zu entsorgen. Dies sollte aber unbedingt ein Fachunternehmen vornehmen. Die Entsorgung muss nach den strengen Richtlinien der technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) erfolgen. Von einer Öffnung, Entsorgung und Zerlegung in Eigenregie wird ausdrücklich abgeraten. Einerseits lässt sich das Gewicht von 90 bis 300 Kilogramm nicht ohne Gefahr transportieren und andererseits gibt es keine Garantie dafür, dass Abfallhöfe Nachtspeicheröfen aufgrund der möglichen Gefahrstoffe annehmen.

© Jürgen Fälchle / Fotolia

Weitere Nachteile zusammengefasst  

  • Das integrierte Gebläse gibt zwar eine Möglichkeit der Heizregelung, diese ist jedoch mit dem Komfort einer Zentralheizung nicht vergleichbar. Mit einer Nachtspeicherheizung ist es deshalb oft zu warm oder zu kalt.
  • Handelt es sich beim Heizstrom nicht um Ökostrom, ist die CO2-Bilanz eines Nachtspeichers sehr schlecht.

Sinnvoller Einsatz der Nachtspeicherheizung

Wenn beim Kauf einer wenig genutzten Immobilie, beispielsweise eines Ferienhauses, ein jüngerer Nachtspeicher eingebaut ist, dann kann er weiter genutzt werden. Es lohnt sich in diesen Fällen in der Regel nicht, eine aufwendige Sanierungsmaßnahme durchzuführen. Voraussetzung ist allerdings, dass die eingebaute Nachtspeicherheizung frei von Asbest ist. Falls es so alte Geräte sind, dass garantiert Asbest enthalten ist, muss ohnehin in die Heiztechnik investiert werden. Ein Energieberater kann hier gute Ratschläge geben, welche Heizsysteme als Ersatz sinnvoller sind. 

Sinnvolle Kombination von Nachtspeicher und Photovoltaik

Mit der Photovoltaik könnte die Nachtspeicherheizung in Zukunft wieder eine wichtige Rolle spielen. Denn um den Strom der Solaranlagen vom Dach weitestgehend selbst verbrauchen zu können, muss dieser im Haus gespeichert werden. Nachtspeicher könnten die elektrische Energie dabei in Wärme umwandeln, wenn die Sonne scheint. Anschließend geben sie die aufgenommenen Reserven zeitversetzt an das Haus ab. Da die Heizwärme vor allem im Sommer kaum benötigt wird, eignet sich ein Stromspeicher allerdings besser für die Photovoltaik.

Alternativen zu Nachtspeicheröfen

Wer noch im Besitz eines Nachtspeichers oder einer anderen  Elektroheizung mit Schamottekern  ist und weiterhin einen günstigen Nachtstromtarif bezieht, der muss die Heizungsmodernisierung nicht von heute auf morgen umsetzen. Auf lange Sicht soll aber ein Umstieg ins Auge gefasst werden. Eine gute Alternative ist eine Holz- oder Pelletheizung. Diese braucht zwar ein Brennstofflager. Dafür arbeitet sie sehr effizient und ist sowohl kurz- als auch langfristig eine umweltfreundliche Lösung. Wer den Umstieg scheut, der kann natürlich weiterhin bei einer Elektroheizung bleiben. Hier ist aber eine Modernisierung ratsam.

Ausführliche Informationen zur Austauschpflicht sowie zum Modernisierungswunsch finden Sie in unserem Beitrag: "Nachtspeicherheizung austauschen: Diese Lösungen gibt es".

Fazit von Philipp Hermann

Nachtspeicherheizungen wurden vor allem entwickelt, um Abnehmer für den nachts produzierten Strom zu haben. Doch mittlerweile ist diese Strategie etwas überholt. Vor allem sprechen Aspekte der Energieeffizienz gegen einen Einsatz dieser Heizungsart. Zudem bergen ältere Modelle die Gefahr von Asbest. Nachtspeicherheizungen als alleiniger Wärmeerzeuger werden heute nicht mehr empfohlen. Denken Sie über eine Modernisierung nach, lassen Sie sich bestenfalls umfassend von einem Installateur beraten.

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