Netzentgelte sinken 2026: Entlastung beim Strompreis?
Damit Strom von A nach B fließen kann, erheben Verteilnetzbetreiber eine Gebühr. Das sogenannte Netzentgelt ist dabei von allen Endverbrauchern zu zahlen. Es soll nach einer staatlichen Finanzspritze 2026 sinken und so zu günstigeren Strompreisen beitragen. Nach ersten Bekanntmachungen sind tatsächlich Einsparungen zu erwarten – allerdings nicht überall in gleicher Höhe.
6,5 Milliarden Euro vom Staat zur Senkung der Entgelte
Die Stromkosten steigen immer weiter und belasten Haushalte sowie Unternehmen gleichermaßen. Um hier für Entspannung zu sorgen, beschloss die Bundesregierung eine Förderung in Höhe von 6,5 Milliarden Euro. Das Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) geht dabei an Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW. Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber haben wiederum erklärt, die Entlastung an Verbraucher weiterzugeben. Möglich ist das über reduzierte Netzentgelte, die einen Teil des Strompreises ausmachen.
Netzentgelte verändern sich 2026 regional unterschiedlich
Wie stark die Entlastung ausfällt, hängt allerdings davon ab, welchem Verteilnetz Verbraucher zugeordnet sind. Denn die Förderung fließt vor allem in die Regionen, in denen hohe Investitionen nötig sind, um die Netze für einen höheren Anteil erneuerbarer Energien fit zu machen. Typischerweise sind das eher ländliche Gegenden, in denen die Netzentgelte zuletzt stärker anstiegen als anderswo. Genau hier wirkt sich die staatliche Förderung am stärksten aus. So geht aus den Ankündigungen der Betreiber hervor, dass vor allem Kunden im Osten profitieren:
- Im E.DIS-Netz in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sinken die Gebühren 2026 nach neuen Preisblättern um 29,3 %.
- Im Avacon-Netz in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind – 26,8 % zu erwarten.
- Im NordNetz in Schleswig-Holstein fallen die Preise um 22,3 %
- Und im LEW-Netz in Bayern ist mit einer Einsparung von 22,3 % zu rechnen.
Im deutschlandweiten Durchschnitt ergibt sich eine Preissenkung von 1,88 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. Wer 3.000 kWh im Jahr verbraucht, spart damit im Vergleich zum Vorjahr etwa 56 Euro ein.
Preissteigerungen sind 2026 trotzdem möglich
Die Einsparungen beziehen sich allein auf die Netzentgelte. Andere preisbildende Faktoren werden hier nicht berücksichtigt:
- Energiebeschaffungskosten
- Stromsteuer
- Mehrwertsteuer
- Umlagen
- Grundpreise
Dadurch kann es 2026 trotz sinkender Entgelte zu gleichbleibenden oder sogar steigenden Strompreisen kommen. Wichtig ist außerdem, dass der Staat die Förderung aktuell nur einmal zahlt. Bleibt die Finanzspritze im kommenden Jahr aus, kann das sogar zu einem gegenteiligen Effekt führen.
Bonus: Netzbetreiber berechnen Netzentgelte 2025 fairer
Entlastung bringt vielerorts auch ein gerechteres Kostenverteilungsmodell der Netzentgelte. Dieses basiert auf einer Systemstudie der Bundesnetzagentur und führt dazu, dass die Kosten vor allem dort sinken, wo Erneuerbare-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) vorhanden sind. Andere Regionen, in denen zuletzt weniger EE-Anlagen ausgebaut wurden, werden hingegen stärker belastet. Hinzu kommen zeitvariable bzw. dynamische Netzentgelte, die künftig zu einer effizienteren und günstigeren Netznutzung beitragen sollen. Das senkt auf lange Sicht die Ausbaukosten und damit auch die Verbraucher-Strompreise.
Übrigens: Bei zeitvariablen Entgelten für die Netzdurchleitung hängen die Kosten von der Tageszeit ab: In Netzschwachlastzeiten – etwa nachts – sind sie niedriger, zu Spitzenzeiten höher. Dadurch können Anschlussnehmer Kosten sparen, wenn sie ihren Verbrauch in günstige Zeitfenster verlagern (z. B. mit Wärmepumpe oder Wallbox). Das verteilt Lasten effizienter und die Ausbaukosten sinken. Nicht zu verwechseln sind die variablen Gebühren mit dynamischen Stromtarifen, bei denen sich der Strompreis im Laufe eines Tages immer wieder ändern kann.
Versprochene Entlastung bleibt vielerorts erst einmal aus
„Wir wollen Unternehmen und Verbraucher in Deutschland dauerhaft um mindestens fünf Cent pro kWh mit einem Maßnahmenpaket entlasten.“ So steht es im Koalitionsvertrag der neuen Regierung. Nachdem eine geplante Stromsteuersenkung für alle Haushalte 2025 bereits an der Finanzierbarkeit scheiterte, dürfte die tatsächliche Erleichterung wohl deutlich unter der versprochenen liegen. Die geringeren Netzentgelte sind dabei eher ein Tropfen auf den heißen Stein vieler Kunden, die durch steigende Preise unter einer immer höheren Kostenlast leiden.