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Strategiepapier Energiewende: Einspeisevergütung streichen

  • von Alexander Rosenkranz
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Wie schafft Deutschland die Energiewende, ohne an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren? Diese Frage beantwortet Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche mit einem neuen Strategiepapier. Es trägt den Titel „Klimaneutral werden - wettbewerbsfähig bleiben“ und enthält einige Maßnahmen, die große Veränderungen mit sich bringen dürften. So etwa der Wegfall der Einspeisevergütung für neue Photovoltaikanlagen. Wir erklären, was das bedeutet.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Förderung im Wandel: Feste Einspeisevergütung soll langfristig marktbasierten Modellen weichen.
  • Neue Instrumente: CfDs und Clawback-Regeln sollen Kosten senken und Planungssicherheit geben.
  • Pflicht zur Direktvermarktung: Neue PV-Anlagen sollen Strom künftig selbst vermarkten.
  • Flexibles Stromsystem: Digitalisierung, Speicher und Wasserstoff sichern Versorgung.
  • Keine Eile: Bestehende EEG-Förderungen bleiben – Änderungen gelten nur für künftige Anlagen.

Großes geleistet, doch Herausforderungen steigen weiter

Deutschland hat auf seinem Weg zur Klimaneutralität bereits Großes geleistet. Vor allem Wind- und Solarkraft sind inzwischen so stark, dass sie den Energiebedarf im Land teilweise mehr als decken. Scheint die Sonne nicht und weht kein Wind, sind allerdings zusätzliche Technologien gefragt, um die Versorgungssicherheit zu jeder Zeit sicherstellen zu können. Das zu erreichen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, ist eine der größten Herausforderungen der deutschen Energiepolitik.

Mit diesem Bewusstsein stellte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche einen 10-Punkte-Plan auf. Dabei handelt es sich um ein Strategiepapier des BMWK, das den Weg der Bundesregierung aufzeigen und klare Leitplanken setzen soll.

Einspeisevergütung neuer Photovoltaikanlagen streichen

Ein wesentlicher Punkt im Strategiepapier ist die Streichung der fixen Einspeisevergütung für neue Photovoltaikanlagen. Auch die teure Vergütung von Solarstrom zu Zeiten negativer Preise möchte die Bundesregierung laut BMWK-Strategiepapier abschaffen. Einerseits um Kosten zu sparen. Andererseits aber auch, um neue Anreize zur Flexibilisierung zu schaffen. Alternativen bieten hingegen differenzierte Finanzierungsprodukte wie Contracts for Difference (CfDs) oder Clawback-Mechanismen.

Contracts for Difference (CfDs)  beschreiben einen vertraglich geregelten Differenzausgleich, bei dem Erzeuger einen festen Preis bekommen. Ist der Marktpreis niedriger, zahlt der Staat die Differenz. Steigt der Marktpreis, geben Erzeuger hingegen einen Teil der Erlöse zurück.

Clawback-Mechanismen  regeln, dass Fördermittel oder finanzielle Vorteile nachträglich zurückzugeben sind, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt oder Voraussetzungen nicht erreicht wurden. Also zum Beispiel dann, wenn der Erlös durch Fördermittel unerwartet hoch ausfällt.

Langfristige Verträge für mehr Sicherheit bei Investitionen

Langfristige Stromliefer- und Strombezugsverträge sollen außerdem dabei helfen, Risiken und Unsicherheiten in Investitionen zu mindern. Wichtig für Hausbesitzer ist darüber hinaus der Plan, die Direktvermarktung von Sonnenstrom zukünftig bei allen Neuanlagen zur Pflicht zu machen.

Streichung der Einspeisevergütung künftig kein Nachteil

Aus Sicht von Energieexperten muss die Streichung fixer Einspeisevergütungen nicht zwingend ein Nachteil sein. Bei hoher Eigenverbrauchsquote bleibt die Wirtschaftlichkeit stabil. Der Fall ist das vor allem dann, wenn viel Strom im eigenen Haus bleibt. Bei Eigenverbrauchsraten von bis zu 80 Prozent, sind die Einnahmen durch die Einspeisevergütung ohnehin gering. Erreichen lässt sich das mit einer optimierten Planung, passenden Stromspeichern und intelligenten Energiemanagementsystemen.

Ein Beispiel:  Eine Photovoltaikanlage mit 4 kWp erzeugt im Jahr rund 4.000  kWh Strom. Bei einem Eigenverbrauchsanteil von 60 Prozent (PV plus Speicher) vergütet der Staat 1.600 kWh aktuell mit 7,94 Ct/kWh. Im Jahr bringt das eine Einspeisevergütung von rund 127 Euro. Bei einem Eigenverbrauch von 80 Prozent (PV plus Speicher, Wallbox und E-Auto) liegt die Einspeisevergütung bereits bei nur noch rund 64 Euro im Jahr. Wesentlich höher ist hingegen die Einsparung durch den vermiedenen Stromeinkauf.

Stromsystem digitalisieren und Versorgung flexibilisieren

Das Beispiel zeigt, dass auch eine hohe Flexibilität im Verbrauch für eine entsprechende Wirtschaftlichkeit sorgen kann. Wie im Kleinen, ist dies auch im großen Stil besonders wichtig. Denn eine hohe Flexibilität hilft, die Versorgung ohne überhöhte Kosten sicherzustellen. Das Ziel ist es dabei, Strom immer dann zu verbrauchen, wenn er günstig verfügbar ist. Erreichen lässt sich das jedoch nur mit einem hochgradig digitalen Stromsystem, das daher ebenfalls auf der Agenda der Ministerin steht.

Erneuerbare zur Stromerzeugung nicht allein betrachten

Wichtig ist es zudem,  den Ausbau netzdienlich voranzutreiben, Kosten durch neue Erdkabel zu sparen und die Speicherkapazität unkompliziert auszubauen. Anreize dafür schaffen unter anderem:

  • Netzampeln
  • Überbauung (gemeinsames Nutzen vorhandener Netzanschlüsse durch mehrere Erzeuger, sog. Cable Pooling)
  • kapazitätsbasierte Netzentgelte
  • regional differenzierte Baukostenzuschüsse und Boni

Um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden, kommt es zudem auf ein flexibles und starkes Rückgrat an. Dieses lässt sich durch neue, auf Wasserstoff umstellbare Gaskraftwerke schaffen.

Aktuelle Förderangebote prüfen und bei Bedarf senken

Langfristig müssen sich auch Strompreise nach Marktmechanismen bilden. Um Kosten zu sparen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, muss der Einfluss von Dauerförderangeboten sinken. Komplexe Subventionslogiken sind durch pragmatische sowie marktnähere Lösungen zu ersetzen und bestehende sowie neue Angebote sollen zunächst auf ihren volkswirtschaftlichen Nutzen hin überprüft werden. Eine wichtige Rolle übernimmt dabei bereits das Europäische Emissionshandelssystem (ETS). Denn dieses preist die Klimafolgen durch den Verbrauch verschiedener Rohstoffe ein und verteuert fossile Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl.

Monitoring, Forschung sowie Wasserstoff vorantreiben

Um klimaneutral zu werden, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, kommt es auch auf weitere Punkte an. Wichtig ist dabei vor allem ein breites Monitoring. Dieses bietet die Grundlage für die realistische und pragmatische Planung weiterer Schritte. Der Wasserstoff-Hochlauf soll gefördert und Verfahren wie Carbon Capture, Utilisation and Storage weiter etabliert werden. Einen großen Schwerpunkt bilden zudem die Bereiche Technologieoffenheit, Forschung und Innovationsförderung.

Was bedeutet das für Hausbesitzer und Verbraucher?

Das Strategiepapier ist zunächst kein verbindlicher Beschluss, sondern ein Orientierungsrahmen der Bundesregierung. Es zeigt, welche Richtung die Energiepolitik in den kommenden Jahren nehmen soll: weniger Dauersubventionen, mehr Marktmechanismen. Für Sie als Verbraucher ändert sich vorerst nichts an bestehenden EEG-Vergütungen oder Förderprogrammen.

Für neue Photovoltaikanlagen gibt es weiterhin Fördermittel – nur die Förderlogik könnte sich mittelfristig verändern. Wer heute investiert, profitiert also noch von den bestehenden EEG-Regeln. Langfristig werden der Eigenverbrauch und die intelligente Steuerung des Stroms im Haushalt aber immer wichtiger.

Wichtig zu wissen:  Für bestehende Anlagen sowie PV-Anlagen, die jetzt neu angeschlossen werden, ändert sich erst einmal nichts.

Das können sie als Verbraucher bereits jetzt unternehmen

Auch wenn sich die Förderlandschaft in den kommenden Jahren verändern dürfte: Der Eigenverbrauch von Solarstrom bleibt der wichtigste Wirtschaftlichkeitsfaktor.  Wenn Sie in eine Photovoltaikanlage investieren, sollten Sie daher auf folgende Punkte achten:

  • Hoher Eigenverbrauch: durch Speicher, Wärmepumpe und E-Auto.
  • Flexible Stromnutzung: Geräte dann laufen lassen, wenn die Sonne scheint.
  • Energiemanagementsysteme: Verbrauch und Einspeisung automatisch steuern.
  • Blick auf künftige Marktmodelle: Stromverkauf über Direktvermarktung oder Stromgemeinschaften (Energy Sharing) im Blick behalten

Auf diese Weise können Sie schon heute von der Richtung profitieren, die das BMWK im Strategiepapier vorgibt. Und das auch dann, wenn es die Einspeisevergütung für neue PV-Anlagen streichen sollte.

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